100 Jahre Fußball in Gundelfingen (3)

Folge 3 – Die Nachkriegszeit

Als der 2. Weltkrieg 1945 zu Ende war, kehrten viele Sportkameraden nicht mehr in ihre Heimat zurück. Doch wie sah diese Heimat aus? Ein Luftangriff am 15.Januar 1945 hatte auch in Gundelfingen Tote und Verletzte gefordert, über 250 von insgesamt ca. 350 Gebäuden waren beschädigt, 25 waren zu mehr als 50 Prozent zerstört. Überall Not und Elend, eine trostlose Zeit. Aber das Leben ging weiter, es musste weitergehen. Die heimgekehrten Fußballer trafen sich wie selbstverständlich im Vereinslokal, dem Gasthaus „Zur Sonne“. Erlebnisse wurden ausgetauscht, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft diskutiert. 

Alle sporttreibenden Vereine mussten bei den franz. Behörden einen Antrag auf Neugründung stellen. Nach der Genehmigung seitens der Behörde vollzogen 60 anwesende Mitglieder am 3. August 1946 in der „Bahnhofsrestauration“ die Neugründung des Sportclub Gundelfingen. Zwischenzeitlich hatte sich auch eine „Bezirksbehörde für Fußball“ konstituiert und einen Spielplan ausgearbeitet, wonach die 1. Mannschaft mit FFC Ib, Gutach, Waldkirch, Glottertal, Denzlingen, Zähringen und Wiehre zu spielen hatte. Ein Mittelplatz war der Lohn für eine ansprechende Leistung in dieser ersten Nachkriegsrunde. Abenteuerlich waren zu jener Zeit die Fahrten zu Auswärtsspielen mit „Holzvergaser“, Dreirad „Tempo“ (Benzin war mitzubringen) und Fahrrädern mit x-mal geflickten Reifen. So mussten die Abfahrtszeiten früh gelegt werden, um allen Eventualitäten (= Reparaturen) Rechnung zu tragen. Diese Widrigkeiten trübten aber die Spielfreude nicht, mit Humor und einer beispielhaften Kameradschaft wurden all diese Hürden überwunden. Eine verrückte, aber auch eine schöne Zeit. 

Jeder verfügbare Quadratmeter an landwirtschaftlicher Fläche musste damals genutzt werden zur Nahrungsmittelproduktion. Die „Ablieferungspflicht von Lebensmitteln“ war deshalb  auch ausschlaggebend dafür, dass dem Verein 1947 die Nutzung des bisherigen Sportplatzes  wieder gekündigt wurde. Durch Verhandeln konnte jedoch nochmals eine Verlängerung des Pachtvertrages um zwei Jahre erreicht werden. 

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1. Mannschaft 1948 (stehend von links): Franz Amann (1. Vorsitzender), Heinz Keller, Emil Huber, Rudolf Leimstoll, Fritz Hartwig, Kurt Winkler, Fritz Handschuh, Eugen Arnold, Fritz Schneider, Emil Bruder (2. Vorsitzender); vorne: Erwin Brändle, Fritz Schumacher, Karl Nübling  

Die Suche nach einem geeigneten Sportgelände fand auch ein Ende, denn Gustav Klaiber (Becke Metzger), ein altes Mitglied und Mäzen, stellte dem Verein die Wiese am Brücklebach südlich der Industriestraße – heute Standort der Spedition Barth – zur Verfügung. In Feierabendarbeit wurde der Platz planiert. Zum Abschluss der Saison 1949/50 erfolgte am 18. Juni die feierliche Einweihung der neuen Platzanlage. Diese zwischenzeitlich fünfte Heimat wurde offiziell mit einem Sportfest in Betrieb genommen. Hier wurde auch erstmals bei einem  Sportplatz des Vereins eine Baracke erstellt, die zum Umkleiden und zur Aufbewahrung von Geräten diente. Nebenan im  Brücklebach befand sich die Waschgelegenheit. 

Dieser Platz musste später bei Baubeginn der B3-Zufahrt geringfügig verschoben werden. Der dabei erforderliche Niveauausgleich wurde wiederum in mühevoller Handarbeit bewerkstelligt. Dann, mit Ausbau des Gewerbegebietes, wurde der Platz Opfer der örtlichen Planung. Aber mit Unterstützung der Gemeinde konnten bereits 1965 beim Hertweg auf dem Gelände der heutigen Firma Wisser ein neuer Platz in Betrieb genommen werden. Ein „Kantinenraum“ und eine Beleuchtungsanlage wurden dort erstellt, Dusch- und Umkleidemöglichkeiten befanden sich  in der nahe gelegenen EBBA, dem heutigen Neukauf. (Fortsetzung folgt).

Gunther Nolle (Chronist)